Bibelwort & Impuls

Liebe Freundinnen und Freunde der Pauluskirche!

„Echt jetzt, Jesus?“, möchte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen fragen, „Das Reich Gottes ist mitten unter uns? Wo bitte schön? Siehst du es in Gaza? In der Ukraine? Oder siehst du es im Krankenzimmer meiner schwerkranken Freundin? Findest du das Reich Gottes im Ehebett, das nun eine leere Seite hat?“.

In Rage geredet, knöpfe ich mir als nächstes den Evangelisten Lukas vor: „Und du! Wie kommst du überhaupt dazu, Jesus solche Worte in den Mund zu legen? Jesus hat unter der Besatzungsmacht der Römer gelitten - genauso wie du Jahre später! Wie kannst du vom Reich Gottes reden, wenn das Römische Reich doch nur ein beherrschtes Gebiet war?“

Als sich meine Stimme zu überschlagen droht, tippt mir von hinten einer vorsichtig auf die Schultern: Martin Luther! Besänftigend meint er: „Das Reich Gottes ist schon da, aber noch nicht ganz! Nicht einfach auszuhalten: Wir leben in einem Spannungsverhältnis. Nur Fundamentalisten haben hier einfache Antworten!“ Seine joviale Art, mir die Welt zu erklären, lässt mich gleich vollends ausrasten.

Da hebt er eine Kastanie auf und schenkt sie mir schmunzelnd mit einem Augenzwinkern. „Mal kommt das Reich Gottes an einem nebeligen Herbsttag mit einem unverhofften Geschenk. Mal kommt es, durch eine helfende Hand in auswegloser Situation. Mal kommt es durch Erlösung am Krankenbett, mal kommt es durch eine mutmachende Melodie, ein stärkendes Wort in größter Angst. Es ist schon da, aber noch nicht ganz.“

Halten wir gemeinsam Ausschau - zu Erntedank, am Reformationstag oder bei unserem Wochenprogramm!

Eure Pfarrerin Elke Petri und das Team der Pauluskirche

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