Bibelwort & Impuls

Liebe Freundinnen und Freunde der Pauluskirche!

"Bei euch Evangelischen ist ja alles viel freier!“ sagen Leute auf Partys immer wieder zu mir. „Ihr dürft ja viel mehr!“ höre ich andere zu mir sagen, während ich an meinem Strohhalm schlürfe. Im Stillen frage ich mich, ob mein Gesprächspartner Freiheit oder eher Gleichgültigkeit bzw. Laissez-faire meint.

Während mein Party-Gegenüber dann davon spricht, wie sehr die Ehe bei Geistlichen, das kinderoffene Abendmahl und die Frauenordination für Freiheit der Evangelischen stünden, denke ich darüber nach, dass kaum eine Generation vor mir so viele Freiheiten hatte wie die meine. Ich gehöre zur goldenen Generation der Möglichkeiten: internationale Ausbildungen, Jobs mit vielen Freiräumen, Reisen in unzählige Städte und Länder.

Während mein Gegenüber darüber sinniert, wie eng andere Religionen oder Konfessionen wären, spiele ich gedankenverloren mit den Eiswürfeln. Es ist ja nicht so, dass wir Evangelische ohne Wecker aufstünden, rote Ampeln nur als Vorschlag betrachten oder immer nur das Gelbe vom Ei essen würden.

Spätestens dann frage ich diesen anderen Gast: „Weißt du eigentlich dass die evangelische Freiheit immer nur als Pärchen auf Partys auftaucht? Und weißt du, mit wem die Freiheit verbandelt ist?“

Während wir uns Getränke-Nachschub holen und einen gemütlichen Platz suchen, erzähle ich dann davon, dass evangelische Freiheit - recht verstanden - nie ohne Verantwortung daher kommt.

Als Evangelische frage ich nicht nur, wozu ich frei bin. Ich frage auch, was eigentlich zählt und was mein Beitrag in einer freien Welt sein kann.

„Sorry, jetzt hab ich die ganze Zeit geredet. Aber sag mal: Fühlst du dich frei? Und wofür übernimmst du Verantwortung?“

Herzlichst
Eure Pfarrerin Elke Petri und das Team der Pauluskirche

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